Dienstag, 1. September 2015

"Ein Sommernachtstraum" - oder: Hamburg im Sommer / Ein Nachruf




1. September. Der Sommer ist so langsam wohl offiziell vorbei. Ich schaue aus dem Fenster auf ein wolkiges Hamburg, das sich jede Minute in Regen mantelt und ich schwelge mit Wollsocken und Tee in Erinnerungen. An den Sommer, der sich sogar hier hoch oben im Norden ein, zwei mal hat blicken lassen.


Liebe Sonnenanbeter und Badenixen,


Hamburg, an irgendeinem historisch ereignisreichen Wochenende im Sommer 2015. Das Jahr mit den Rekordtemperaturen. Zumindest im Süden der Republik.
Doch heute herrscht auch hier im Norden allgemeine Hochstimmung und es kommt zum Ausnahmezustand. Grund dafür ist ein Naturschauspiel, was nur alle paar Jahre vorkommt. Wenn man Glück hat. Oder einen Rekordsommer verbuchen kann. Im Süden der Republik, wie gesagt.
Hamburg knackt die 20° C Marke.

Verspottet von den südlichen Bundesländern, die dieses Jahr schon seit Mitte Februar mit Temparaturen im subtropischen Bereich auftrumpfen können, lässt es der Spätzünder Hansestadt jetzt ordentlich krachen. 29°C von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, ohne (!) Regenunterbrechung. Der schiere Wahnsinn! Wind gibt es immer noch, ist allerdings auch notwendig, sonst könnte man vor lauter Hitze Hamburg mit einer Stadt im Mediterranen verwechseln. Wenn die Sonne so auf den Kopf knallt, nach der Regenzeit, ist ein Sonnenstich mit Schwindel und Halluzinogen-Effekt nicht weit hergeholt. Immerhin haben viele meiner bayrischen Facebookfreunde präventiv die Symptome und korrekte Erste-Hilfe-Maßnahmen für solche Fälle gepostet. Im Süden ist das anscheinend eine ernstzunehmende Sache.

Abgesehen von akuter Gesundheitsgefährdung durch die plötzliche Hitzewelle ist es wahrlich ein Freudentag für alle Fischköppe, die das Wort "Sommer" nur aus dem Duden kennen. Nicht umsonst steht im Selbigen unter dem Begriff "Hamburg": "Zweitgrößte Stadt Deutschlands; bekannt für Elbe, Michel und Schietwetter". 
Alle schmücken sich mit ihren schönsten und kürzesten Kleidern, Sonnencreme-Notstand im Budni, genauso wie Grillkohle und Biermixgetränke ausverkauft sind.
Für Menschen, die in der Hansestadt leben, ist es wirklich ein unglaubliches Glück, wenn sich die Sonne mal blicken lässt. Wie ausgehungerte Vampire pilgern dann alle ins Freie, noch scheu und etwas verängstigt vor dem gelben Ding, was so grell am Himmel blendet. Wenn sich die Augen dann an das helle Licht gewöhnt haben, sammeln die Hamburger in Cafés, Parks und an der Alster wie Frederik, die kleine Maus Sonnenstrahlen für die dunklen Tage. Also morgen. Und für die Tage nach morgen. Bis nächsten Juli. Dass es nämlich mal am Stück mehrere Tage hintereinaner sommerlich ist, kommt selten bis nie vor. Wenn die sonnenresistente Haut dann einige Blessuren von so viel plötzlichem Lichteinfall davonträgt, ist das von geringerer Bedeutung und diese werden gerne in Kauf genommen. Für diese seltenen Sonnenstunden, wo nur das Hier und Jetzt zählt. Wo man zur Glückseligkeit nicht mehr braucht, als ein gekühltes Bier, den Elbstrand und eine Bratwurst, die nur so herrlich schwarz gebräunt vom Einweggrill schmeckt. Mit Augen geschlossen den weichen Sand um die Füße spüren, den Möwen und dem Wasser lauschen und das Salz im Wind riechen. Und sich dann wieder umzuschauen und mit einem Lächeln die seligen Menschen zu betrachten. Man sieht ihnen die Dankbarkeit regelrecht in Ihren geröteten Gesichtern an, die sie voller Genuss gen Himmel strecken, bis die Sonne entgütlig untergegangen ist.

Man sagt ja, alle Städte sind schön(er) im Sommer. Aber Hamburg holt sich die Krone mit Leichtigkeit. Und das nicht überraschenderweise, sondern zurecht. Das Aschenputtel, das von der guten Fee "Sommer" für ein paar Stunden als Schönste unter den Städten tanzen darf. Bis Mitternacht. Dann werden die gläsernen Flip Flops wieder gegen Regenmantel eingetauscht.






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