Sonntag, 4. Oktober 2015

"Im Dirndlirium" - oder: Weil ich ein Mädla bin


Geschätzte Trachtenliebhaber,


Oktober. Seit fast zwei Wochen wird zümpftig auf der Wies'n in München geschunkelt und ein Prosit der Gemütlichkeit besungen. Während die alljährige Maaß-Rekord-Preissteigerung wieder mal ohne mich stattfindet, sitze ich hier am PC tippend und betrachte vom Sofa aus mein wunderschönes Dirndl, das ich nicht im Kleiderschrank gefangen halte, sondern zu jeder Manns und Fraus Bewunderung als eine Art Wandgemälde an einen Nagel gehängt, aufbewahre.
Ich hatte erst diesen Sommer mein Dirndl-Debüt. Ich muss sogar zu meiner Schande dazu sagen, dass ich als gebürtige Fränkin bis dato noch nie ein Dirndl besessen hatte. Da ich auch noch nie auf dem Oktoberfest zugegen war (noch ein Minuspunkt auf dem Bayernkonto) und ich weder in München wohne (wo Frau gerne im feschen Dirdl im Biergarten flaniert), noch in einer Blaskapelle spiele (Sorry, aber Jazz im Abendkleid ist mir da einfach lieber), hat sich das Thema Dirndl für mich nie erschlossen.
Dabei finde ich Dirndl unglaublich schön. Plus sie machen jede Frau (noch) schöner. Der A-Linien-Rock, der das Hüftgold erst richtig in Szene setzt, die Schnürung für eine (fast) echte Wespentaille und dann das Dekoltee. Da darf gerne hergezeigt werden, was Mama einem mitgegeben hat. In allen Farben des Regenbogens, mal länger, mal kürzer, mal zu kurz geschnitten. Dazu geschneggelte Haare oder einen schmucken Flechtzopf und ein Edelweiß auf's Haupt. Es ist einfach ein schöner Anblick, fesche Mädels im Dirndl.


Auf der Sandkerwa in Bamberg


Schon allein der Dirndlkauf. So stelle ich mir die Suche nach dem Brautkleid vor. Stundenlang wird jedes in Frage kommende Model probiert. Viel Zeit sollte man mitbringen, diese vielen Schichten zieht man ja nicht einfach so über. Wenn man dann aus der Kabine tritt, kann man eigentlich an der Reaktion der Shoppingbegleitung, der Verkäuferin und den anderen Leuten im Raum erkennen, ob es das eine für dich ist. Und wenn du dann dein Dirndl gefunden hast, werden diese Reaktionen in freier Wildbahn noch potenziert. So viele Bicke wie an diesem einen sonnigen Sandkerwa-Tag, der als „Day of Dirndlicious“ in meine habe ich noch nie geerntet. Ich glaube, es liegt an dem Wohlgefühl, das man ausstrahlt, wenn man im Dirndl steckt. Ein Gefühl mit hohem Suchtfaktor.

Ich blicke wieder auf mein Dirndl-Wandgemälde. „Du und ich. Wir sollten mal wieder unter Leute, stimmt's?“ Stillschweigende Zustimmung. „Gut. Dann schau' ich mal, wann der nächste Zug nach München fährt.“




Freitag, 11. September 2015

"Die Geschichte von Rotröckchen und dem bösen Lebkuchen" - oder: (K)ein winterlicher Einkauf im Spätsommer



Liebe Naschkatzen und Süßigkeitenvernichter,

 

es war einmal, an einem noch sehr warmen Tag im Spätaugust, ein rothaariges Mädchen, das Rotröckchen hieß. Sie lebte als freischaffende Künstlerin im fränkischen Hochland und reiste von Stadt zu Stadt, um die Menschen mit ihrem Spiel und Gesang zu unterhalten und dem Winter zu entfliehen, den sie so verabscheute. Sie zog, immer der Sonne folgend, wie die Zugvögel dort hin, wo es warm und wohlig war, dem Sommer entgegen.

Eines probenfreien Tages schlenderte sie durch die Straßen, beglückt über die vielen Sonnenstunden und die Sommerlaune der Menschen, als sie an einem aldidenten Supermarkt vorbei kam. "Hm...", dachte sich Rotröckchen, "ein wenig Hunger habe ich ja schon." Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mittag, die Uhrzeit, in der im fränkischen Hochland alle Menschen ihre Arbeit niederlegten und zum gemeinsamen Essen nach Hause gingen. Ihr Magen grummelte in appetitlicher Zustimmung und sie beschloss, sich zur Feier dieses wundervollen Sommertages einen riesigen Korb voller Köstlichkeiten zu kaufen. Schließlich kann man nie wissen, wann der Sommer vorbei war und außerdem könnte sie Großmutter noch ein paar YES-Törtchen und einen Tetrapack Rotwein mitbringen.
Beschwingt schlenderte Rotröckchen durch die Supermarktreihen und kaufte sich Bio-Tomaten, Salatgurke und Rapunzeln (die sie immer an ihre gute Freundin vom Schulaustausch erinnerten), einen abgepackten Käse vom Schaf aus dem Kühlregal und Wassermelone zum Nachtisch. "Jetzt noch die Sachen für die Großmutter", dachte sich Rotröckchen und biegte in den Süßwarengang ab. Und da sah sie es. Das Grauen in Tüten. Schön verpackt mit goldenen Sternen und in weihnachtlichem Rot. Lebkuchen, Zimtsterne, Spekulatius, Dominosteine und Stollen! Darüber ein Schild, ebenso in Rot plus Glitzersternen "Neu im Sortiment. Weihnachtsgebäck je 2,99 Euro". Rotröckchen konnte ihren Augen nicht trauen. Da stand sie mit ihrem leichten Sommerkleidchen, offenen Sandalen und Sonnenbrille im Haar. Das Sommerkind vor dem weihnachtlichen Schreckregal.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste zwar um den verfrühten Wahn mancher Leute, Lebkuchen schon Anfang Oktober zu naschen. Und auch sie mochte trotz Winterphobie zu dem ein oder anderen Plätzchen vor dem ersten Advent auch nicht Nein sagen. Aber doch nicht jetzt. Ende August. Bei den Temperaturen. Wenn es selbst ihr den Schweiß auf die Stirn treibt, sobald man die Haustür verlässt und zwei Schritte geht.
Übellaunig schnappte sich Rotröckchen eine Packung YES-Törtchen aus dem Regal, genau links neben den Weihnachtsleckereien und stapfte mit Unmut gekräuselten Lippen zu den Spirituosen. "Schnell noch den Rotwein und dann nichts wie weg hier.", schnaufte Rotröckchen. Raus ins Freie, wo es endlich wieder Sommer würde. Doch da sah sie schon die Glühweinflaschen, mit obligatorischem Weihnachtsmarkt-Cover, wohl präsentiert auf Augenhöhe. "Mir reicht's!", rief Rotröckchen und knallte das Einkaufskörbchen auf den Boden. "Wenn hier jetzt noch 'Last Christmas' gespielt wird, vergesse ich mich!" Sie griff nach dem Tetrapack mit Rotwein für Großmutter und einer Flasche Fairtrade Chardonnay für ihre Nerven und stürmte zur Kasse.
Sie stellte sich in die Reihe und betrachtete voller Ungeduld den Einkauf ihrer Vorgängerin. Eine etwas ältere Dame mit Wolfspelzapplikation an der Weste und Lebkuchen für 2,99 Euro im Korb. Rotröckchen grapschte hochatmig nach der ersten Chipstüte, die sie aus dem Aktionsstand neben der Kasse erreichen konnte. Es waren Rosmarinchips. "Perfekt.", dachte Rotröckchen triumphierend. "Das letzte Gewürz, das nach Winter schmeckt." Sie knallte der Kassiererin das Geld auf das Laufband, packte rasch alles zusammen und stolperte hektisch aus dem Supermarkt.
Auf dem Heimweg, hörte Rotröckchen zur Beruhigung "Summertime" auf ihrem iPod in Endlosschleife. Und nach ein paar Schlücken Wein und dem Geschmack von Rosmarinaroma kamen auch die sommerlichen Gedanken und ihr sonniges Gemüt langsam wieder zurück.

Und die Moral von der Geschicht': Lebkuchen im Spätsommer kauft man einfach nicht.






Dienstag, 1. September 2015

"Ein Sommernachtstraum" - oder: Hamburg im Sommer / Ein Nachruf




1. September. Der Sommer ist so langsam wohl offiziell vorbei. Ich schaue aus dem Fenster auf ein wolkiges Hamburg, das sich jede Minute in Regen mantelt und ich schwelge mit Wollsocken und Tee in Erinnerungen. An den Sommer, der sich sogar hier hoch oben im Norden ein, zwei mal hat blicken lassen.


Liebe Sonnenanbeter und Badenixen,


Hamburg, an irgendeinem historisch ereignisreichen Wochenende im Sommer 2015. Das Jahr mit den Rekordtemperaturen. Zumindest im Süden der Republik.
Doch heute herrscht auch hier im Norden allgemeine Hochstimmung und es kommt zum Ausnahmezustand. Grund dafür ist ein Naturschauspiel, was nur alle paar Jahre vorkommt. Wenn man Glück hat. Oder einen Rekordsommer verbuchen kann. Im Süden der Republik, wie gesagt.
Hamburg knackt die 20° C Marke.

Verspottet von den südlichen Bundesländern, die dieses Jahr schon seit Mitte Februar mit Temparaturen im subtropischen Bereich auftrumpfen können, lässt es der Spätzünder Hansestadt jetzt ordentlich krachen. 29°C von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, ohne (!) Regenunterbrechung. Der schiere Wahnsinn! Wind gibt es immer noch, ist allerdings auch notwendig, sonst könnte man vor lauter Hitze Hamburg mit einer Stadt im Mediterranen verwechseln. Wenn die Sonne so auf den Kopf knallt, nach der Regenzeit, ist ein Sonnenstich mit Schwindel und Halluzinogen-Effekt nicht weit hergeholt. Immerhin haben viele meiner bayrischen Facebookfreunde präventiv die Symptome und korrekte Erste-Hilfe-Maßnahmen für solche Fälle gepostet. Im Süden ist das anscheinend eine ernstzunehmende Sache.

Abgesehen von akuter Gesundheitsgefährdung durch die plötzliche Hitzewelle ist es wahrlich ein Freudentag für alle Fischköppe, die das Wort "Sommer" nur aus dem Duden kennen. Nicht umsonst steht im Selbigen unter dem Begriff "Hamburg": "Zweitgrößte Stadt Deutschlands; bekannt für Elbe, Michel und Schietwetter". 
Alle schmücken sich mit ihren schönsten und kürzesten Kleidern, Sonnencreme-Notstand im Budni, genauso wie Grillkohle und Biermixgetränke ausverkauft sind.
Für Menschen, die in der Hansestadt leben, ist es wirklich ein unglaubliches Glück, wenn sich die Sonne mal blicken lässt. Wie ausgehungerte Vampire pilgern dann alle ins Freie, noch scheu und etwas verängstigt vor dem gelben Ding, was so grell am Himmel blendet. Wenn sich die Augen dann an das helle Licht gewöhnt haben, sammeln die Hamburger in Cafés, Parks und an der Alster wie Frederik, die kleine Maus Sonnenstrahlen für die dunklen Tage. Also morgen. Und für die Tage nach morgen. Bis nächsten Juli. Dass es nämlich mal am Stück mehrere Tage hintereinaner sommerlich ist, kommt selten bis nie vor. Wenn die sonnenresistente Haut dann einige Blessuren von so viel plötzlichem Lichteinfall davonträgt, ist das von geringerer Bedeutung und diese werden gerne in Kauf genommen. Für diese seltenen Sonnenstunden, wo nur das Hier und Jetzt zählt. Wo man zur Glückseligkeit nicht mehr braucht, als ein gekühltes Bier, den Elbstrand und eine Bratwurst, die nur so herrlich schwarz gebräunt vom Einweggrill schmeckt. Mit Augen geschlossen den weichen Sand um die Füße spüren, den Möwen und dem Wasser lauschen und das Salz im Wind riechen. Und sich dann wieder umzuschauen und mit einem Lächeln die seligen Menschen zu betrachten. Man sieht ihnen die Dankbarkeit regelrecht in Ihren geröteten Gesichtern an, die sie voller Genuss gen Himmel strecken, bis die Sonne entgütlig untergegangen ist.

Man sagt ja, alle Städte sind schön(er) im Sommer. Aber Hamburg holt sich die Krone mit Leichtigkeit. Und das nicht überraschenderweise, sondern zurecht. Das Aschenputtel, das von der guten Fee "Sommer" für ein paar Stunden als Schönste unter den Städten tanzen darf. Bis Mitternacht. Dann werden die gläsernen Flip Flops wieder gegen Regenmantel eingetauscht.






Freitag, 7. August 2015

Wortwörtlich - oder: Was zählt, sind Taten / Worte sind Schall und Rauch





Heute: "Gegen den Strom schwimmen"


Es könnte der Beginn einer neuen Rubrik werden. Vielleicht. Zumindest denke ich gerade ernsthaft darüber nach.  

Mir kam der Einfall wie ein Geistesblitz. Nachdem diese mögliche Rubik "Wortwörtlich" heißen könnte, würde diese Tatsache lebensgefährliche Folgen für mich haben. Ich ziehe nämlich gerade meine Bahnen im Wasser der Hainbadestelle in Bamberg.
Hier kann man sich für einen schlappen Euro am kühlen Wasser der Regnitz erfrischen und wer sportlich versiert ist, sich an ihrer Strömung messen. Ich versuchte mich an Zweiterem und da kam er, besagter Geistesblitz.
In dem Fall, wie gesagt, weniger tödlich, als erhellend. Als wäre ich aus einem langen Koma erwacht, mit einer lebensweisenden Erkenntnis.

Die Strömung hier ist nicht reißend, ich hatte in der Kollegstufe den Grundkurs Schwimmen belegt und war immer im vorderen Mittelfeld dabei. Hatte zwar nie das Seepferdchen gemacht, würde nie vom 10-Meter-Brett springen. Dennoch. Mein Ehrgeiz war geweckt, zudem hatte ich heute, außer den Gang von Schreibtisch in die Küche und wieder zurück, mich noch nicht sonderlich viel bewegt. Also, auf in die Fluten!

Das Wasser ist klirrend kalt. Ich glaube, mein Herz erstarrt fast. Ein paar Momente später haben sich Körper und Geist an die frische Temperatur gewöhnt. Ich lasse mich zur nächsten Boje treiben, von dort starte ich mit meinen Schwimmzügen, Strom aufwärts, bis zur ersten Boje. Es sind vielleicht fünfzehn Meter (Anmerkung: Dinge, die Laura nicht kann #34: Schätzen (in besonderer Hinsicht auf Mengen- und Streckenangaben), #56: Ohne Kontaktlinsen gut sehen) und jetzt merke ich erst die Kraft, die mir entgegen schlägt. Für einen geschwommenen Meter werde ich zwei zurückgetrieben. Wenn ich den Fehler begehen sollte, mich zu schonen , meine Schlagzahl zu verringern, verliere ich allen Vorsprung, den ich mir so hart erarbeitet habe. Die anderen kommen mir gut gelaunt entgegen und paddeln leichtfüßig an mir vorbei. Ich komme kaum von der Stelle. Sie gucken mir verwirrt nach, als könnten sie nicht nachvollziehen, warum man sich den Stress und die Anstrengung überhaupt geben sollte, wenn es doch so herrlich erfrischend stromabwärts geht. Ein bemitleidenswerter Nichtschwimmer-Fischlein, wie Nemo, ohne Glücksflosse, trotzdem gut zu erkennen an der orange-weiß gestreiften Optik. (Mein Bikini unterbricht gekonnt die Noblesse meiner Haut.) Ich erhöhe meine Schlagzahl, um es ihnen zu beweisen. Ich werde diese Boje erreichen!

Kurz vor dem Ziel wird die Strömung am stärksten. Nicht aufgeben, noch einmal durchziehen, Endspurt, geschafft. Ich hänge an der gelben Zielgeraden, mein Puls ist hoch, genauso wie mein Atem und meine Stimmung. Fantastisch! Das Hochgefühl, wenn sich Anstrengung ausgezahlt hat. Du bist über dich ein kleines Stück hinaus gewachsen, hast durchgehalten, obwohl es weh getan hat. Die anderen haben geglotzt und sich treiben lassen, du bist dem entgegen gegangen. Gegen den Strom geschwommen. Vielleicht aus Trotz, vielleicht ist dieses Gefühl von Triumpf kindisch. Es fühlt sich trotzdem gut an. 

Ich habe mich wieder zurücktreiben lassen und dieses Prozedere noch zweimal wiederholt. Denn "Aller guten Dinge sind drei." - ein weiteres Wortwörtlich, was das Prädikat "wahr im wahrsten Sinne des Wortes" verdient. 

Es ist möglicherweise wirklich die Geburtsstunde einer neuen Rubrik. Nächstes Mal: "Leben wie die Made im Speck - ein Veggie Special".







Mittwoch, 5. August 2015

Tango Me Mucho! - oder: Eine Neuinterpretation von 'Dancing Cheek to Cheek'



Liebe Tanzbärinnen und Tanzbären,


vor knappen zehn Jahren habe ich von meinen Eltern zu Weihnachten einen Tanzkurs für Standard- und lateinamerikanische Tänze geschenkt bekommen. In meiner ersten Stunde verknallte ich mich sowohl in meinen Tanzpartner, als auch in die verschiedenen Tanzstile selbst. Zweitere Liebe hält bis heute an.
Es war eine tolle Zeit, in der wir uns regelmäßig zu Tanzparties am Samstag getroffen hatten. Der Eintritt kostete obligatorische zwei Euro, wir tranken Colaweizen, wenn wir uns einmal für fünf Minuten hinsetzten, weil wir den Rest der Zeit auf der Tanzfläche die neu erlernten Schritte üben wollten. Wenn ich eine Playliste von Liedern erstellen sollte, die immer wieder gespielt wurden, würde diese von Michael Jackson über die Wise Guys reichen und immer mit einem Wiener Walzer schließen. So war es damals Tradition. Das Abitur kam, ebenso wie die Volljährigkeit, man zog los in andere Städte. Tanzparties wurden durch gepflegtes Disco-Geshaker ersetzt. Ich habe es oft vermisst, das miteinander tanzen.

Jetzt nach einem knappen Jahrzehnt habe ich es wieder getan. Ich war tanzen. Tango tanzen.

Meine Mitbewohnerin geht wöchentlich zu einem offenen Tango Tanzkurs mit anschließendem Tanzabend und diesmal bin ich einfach mit.

Das Prinzip funktioniert so: Ab 18:30 Uhr kann man entweder für zwei oder eben eine Stunde später zum Unterricht kommen. Dort werden einem die absoluten Basics beigebracht. Im Kreis geht es reihum und die Männer wandern auch von Frau zu Frau. Feste Tanzpartner gibt es also nicht, was gleichzeitig bedeutet, dass man gar keinen braucht. Wunderbar! Wir versuchen uns also eine Stunde lang im Kreis in Gewichtsverlagerung und die Männer in Führungsqualitäten. Das kniffiligste dabei war für uns Frauen, sich mit dem Gewicht auf die Männer zu stützen und gleichzeitig Platz für die Füße zu bieten, gleich einem umgekehrten "V". Für mich, als Frau von gewisser Größe, zuzüglich die Extrazentimeter durch eine Tanzschuhe mit Absatz tragende Notwendigkeit, eine echte Herausforderung. Vor allem beim Rückwärtsgehen. ABER: Man spürt den Partner und seine Führung tatsächlich um Welten besser.
A propos spüren. Wir tasteten uns nach und nach weiter an den jeweiligen Tanzpartner ran. Zunächst legten wir uns die Hände gegenseitig auf das Dekoltee, dann in die klassische Tanzhaltung, alles kein Thema, alles schon einmal gemacht. Und dann der Showdown: "Abrazo".
Das bedeutet "Umarmung" und genauso wird getanzt: In inniger Umarmung, Wange and Wange, kein Blatt passt mehr zwischeneinander. Ich war sehr skeptisch, weil ich bei sehr nahen Berührungen doch zu Beginn eher schüchtern bin und Schweiß, Geruch und Nähe doch lieber mit Menschen teile, die ich zumindest etwas länger als ein paar 60 Minuten kenne. Unser Tanzlehrer erklärte uns, dass es im Tango um Respekt ginge und dass es an der Frau läge, wie nahe Mann ihr kommen dürfe. Er empfehle zwar die "Abrazo", weil das nun mal die typische argentinische Tangotanzhaltung ist und bleibt, aber selbstverständlich könne jeder so tanzen wie er und vor allem sie es wollte. Wir sollten uns einfach darauf einlassen und es in der anschließenden "Milonga", dem offenen Tango Tanzabend, einfach einmal ausprobieren.

Eine "Milonga" hat auch gewisse Regeln, beziehungsweise einen gewissen Usus, der immer in der gleichen Weise abläuft. Alle Damen und Herren sitzen in einem Raum. Es geht in eine erste Tangotanzrunde, die aus vier Tangos besteht, alle von jeweils einem berühmten Orchester oder Interpreten gespielt, die in Argentinien verehrt werden, wie hierzulande Beethoven und Bach. Der Mann oder auch die Frau fordert mittels Blickkontakt einen potentiellen Tanzpartner zum Tanzen auf. Wenn die Aufforderung erwidert wird, tanzt man zusammen ein Tangoquartett und trennt sich anschließend wieder, um sich einen neuen Tanzpartner zu suchen. Auch hier steht der Respekt an höchster Stelle. Wenn man nicht tanzen will, muss man auch nicht. Höflich ist es, die vier Tangos mit dem jeweiligen Partner zu beenden, nur falls es so gar nicht klappt, kann man sich schon vorzeitig trennen. Und ein klassischer Tango dauert meistens eh nicht länger als knappe drei Minuten, also muss man es im schlechtesten Falle nicht einmal eine viertel Stunde miteinander aushalten. Im besten Fall ist die Wartezeit bis zum nächsten gemeinsamen Tangoquartett die langwierigste.

Ich beschließe, mir die erste Tangorunde anzuschauen, um diese "Abrazo" aus sicherer Entfernung auf mich wirken zu lassen. Die Pärchen finden sich, Tanzhaltung eingenommen, Musik an.

Es war ein regelrechtes Aha-Erlebnis. Ich würde mich fast hinreißen lassen zu sagen, es war magisch. Da tanzten völlig Fremde miteinander, Wange an Wange, die Damen meist mit geschlossenen Augen in inniger Umarmung. Sie sahen aus, wie einsame Seelen, die sich für vier Tänze gegenseitig Wärme und Zuneigung schenkten. Melancholie küsst Leidenschaft, untermalt von argentinischer Musik aus den vierziger Jahren. Eine romantische Parnterschaft mit Countdown, in Speed Dating Geschwindigkeit. Ein absurdes Paradoxon, das dennoch noch nie mehr Sinn gemacht hat. Ich war völlig fasziniert und musste mich um diese Erfahrung bereichern.

In der nächsten Runde wurde ich zum Tanzen aufgefordert und ich ließ mich in der "Abrazo" fallen. Es war wunderbar. Mein Tanzpartner führte mich über das Parkett, ich folgte mit geschlossenen Augen seinen Bewegungen. Nicht alles klappte immer auf Anhieb, aber je mehr ich mich entspannte, desto besser spürte ich seine Impulse. Ich durfte mich für zwölf Minuten in die Arme eines Fremden begeben, seine Nähe spüren und gemeinsam den Moment und die Musik genießen. Nach vier Tangos bedankten wir uns für unsere Begegnung und trennten uns, kaum ein Wort miteinander gesprochen, aber doch kennen gelernt auf einer sehr subtilen Ebene.

Ich tanzte noch viele Male. Unser Tanzlehrer meinte, Tango tanzen mache süchtig. Vielleicht hat er Recht. Ich komme jedenfalls wieder nächste Woche.





Mittwoch, 17. Juni 2015

Nostalgie - oder: "Früher war alles Nokia"





Liebe Freunde, ob on- oder offline,


heute ist ein schwarzer Tag für mich. 

Nach einem schweren Sturz im Supermarkt hat es noch Stunden gedauert. Ein erbitterter Kampf gegen die Verletzungen, der leider nun verloren ging. Zu früh muss ich nun "Leb' wohl" sagen zu etwas, was mich tagtäglich begleitet hat. Mein Leben hat sich darin widergespiegelt und alles, was ich bin, hatte hier einen warmen Ort zum Abspeichern. Ich habe heute verloren, was mir am teuersten ist - wortwörtlich. Mein Smartphone hat den Geist aufgegeben.

Früher war dein Nokia Knochen zwar nicht in der Lage, witzige Emojis zu versenden. Allerdings hätte ein Nokia 3210 theoretisch die Apokalypse überstehen können, so unkaputtbar war und ist das Teil. (Jap, ich habe immernoch so eine Antiquität zu Hause... nur für alle Fälle...)

Für alle Menschenkinder, die erst ab den neuen Millenium das Licht der Welt erblickt haben: Ein Nokia Knochen ist ein Handy, ohne Smart und ohne Touch Screen, dafür mit Knöpfen, auf denen man selbstständig noch das geschriebene Wort eintippen musste, meist ohne T9 System, weil das eh nur Grütze produziert hat, also seine Gedanken sorgfältig, Buchstabe für Buchstabe, einzeln zu Worten zusammensetzen musste. Ja, Rechtschreibung war da noch Standard und wurde mit der Kunstfertigkeit verbunden, wie man es wohl fertig bringt, alles in nur 121 Zeichen auszudrücken, was man sagen wollte, weil sonst die SMS erschöpft war. A propos: SMS Speicher von ganzen zwölf Nachrichten, wenn der voll war, kam nix mehr rein und die Nachricht verschwand in den Weiten des Telekommunikationsuniversums und wart nie mehr gesehen. Statt "Angry Birds" haben die coolen Kids "Snake" gezockt und als dann der Farbdisplay eingeführt wurde, stand die Welt Kopf. "Snake II" war immernoch scheiße.

Hach, manchmal vermisse ich diese Zeit, wo man nicht darauf achten musste, sein Ladekabel mitzunehmen, wenn man irgendwo übernachtete. Man konnte sogar früher ein viertägiges Festival besuchen und man wusste, das Handy schafft's ohne Mühe, den Akku aufrecht zu erhalten.

Gut, die mussten ja früher auch nicht so viel leisten, im Gegensatz zu Ihren smarten Kollegen. Die haben die lebenserhaltende Aufgabe, uns ständig darüber informiert zu halten, was Weltbewegendes auf Facebook passiert, wer wann Geburtstag hat, parallel dazu bitte noch die 1034 Bilder (meist Selfies) von What's App Nachrichten abzurufen und zu speichern und lustige Videos streamen zu können.

Aber es geht mir nun mal etwas gegen den Strich, ein sogenanntes Smartphone wie ein rohes Ei behandeln zu müssen, weil es bei jeden kleinen Pups sofort in die Brüche gehen kann. Ein Gebrauchsgegenstand mit der Lebenserwartung eines Hamsters verdient es einfach nicht, dass man bei seinem nächstbesseren Nachfolger vor dem jeweiligen Store kampiert, nur um einer der ersten zu sein, der so ein Mimosen-Handy sein Eigen nennen kann.

Ich gebe zu, auch ich finde es äußerst praktisch, meine Emails in Buxtehude zu checken und ich bin auch nicht von der Facebook Sucht befreit. Wirklich nicht.
Mich stört es allerdings wirklich, mich wieder mal zwischen dem Modell "Sauteuer S 5" und "iVolldieAbzocke 6" entscheiden zu müssen, mit dem Wissen, ja besser noch, mit der Garantie, dass dieses Ding nach zwei Jahren das Zeitliche segnet und ich wieder am gleichen emotionalen Tiefpunkt bin.

Tut mir leid. Ich bin bloß extrem leicht reizbar, wenn ich die 698 alten Nummern und Kontaktdaten in das neue Handy eintippen muss. Ein Drittel habe ich schon. Aber die Sonne steht schon verdammt tief und der Akku ist auch schon wieder fast leer.








"Das Glück liegt im Auge des Betrachters" - oder: Ein Wochenexperiment




Liebe Hobby-Pessimisten,


es ist Dienstag ich wurde von meiner lieben Kollegin zu dieser - ich nenne es mal "think positive"-Challenge nominiert, die seit geraumer Zeit auf Facebook kursiert und werde jetzt für eine Woche drei positive Dinge/Situationen/Menschen etc. auflisten, die mir am Tag passiert/begegnet sind.
Da ich mich eher Team "das-Glas-ist-halb-leer" zuordnen würde, wird dies eine schöne Aufgabe für die Woche und auch für danach werden. Meine Happy-go-lucky-Synapsen laufen auf Hochtouren und mein Blick für das Schöne und Positive im Leben wird geschärft auf den Alltag losgelassen.
Also, Glück auf!

Tag 1 - ein Feiertag

1. Die beste Mama der Welt hat heute Geburtstag. 
2. Die beste Mama der Welt backt weltbesten Kuchen, den wir im Kreise der weltbesten Familie verputzen. 
3. Bonus-Schlemmer-Runde am Abend: Mann-Familie genießt gutes Essen und gute Gesellschaft in Bamberg.

Ich bin sehr dankbar für meine Familie und wenn die Woche so weitergeht, wird diese Challenge gar nicht so schwierig, wie vielleicht vermutet. Obwohl: die Messlatte ist hoch angesetzt...
Nominiert wird heute keiner. Es ist schließlich schon spät und der Tag gehört immer noch dem Geburtstagskind.


Mittwoch
Ich will euch nicht mit dem Bürokram langweilen, den ich hinter mich gebracht habe, was mich natürlich auch glücklich macht, aber heute will ich meinen zweiten "Glückstag" nach dem Motto "zu viel des Guten (Kuchens) kann wunderbar sein" beschließen.

Tag 2 - Hüftgold ist eine sichere Wertanlage

1. Frühstück: Geburtstagskuchen von gestern und grüner Tee
2. Mittagessen: Couscoussalat und Geburtstagskuchen von gestern
3. Abendessen: lecker Vesper und Geburtstagskuchen von gestern

Nominiert wird von mir eine Herzensfreundin, Alltagsheldin und Foodfetischistin, weil sie - ebenso wie ich - genau weiß, wie glücklich gutes Essen macht.
Memo an mich: Morgen dringend (!) etwas ohne Essen finden!


Freitag, also eigentlich Donnerstag
Halbzeit im Glücklichsein! Meinen Bericht von gestern bin ich noch schuldig, also hier Biddeschööön!

Tag 3 - Ein Nachtrag

1. Frühsport gemacht und es fühlt sich super an!
Schweinehund 0 : Laura 1

2. Trotz Regenwetters einen schönen Tag gehabt. Außerdem riecht die Straße so gut, wenn es regnet.
3. Abends eine gute Probe gehabt, mit anschließendem Feierabend-Bierchen mit Kollegen.

Mal gucken, was der heutige Tag so bringt.
In diesem Sinne: Glück auf, auch heute!


Samstag, also eigentlich Freitag
Gestern durfte ich mich vor allem am Glück anderer erfreuen.

Tag 4 - Glück für alle!

1. Freitag - Wochenende - Sonnenschein
Besser geht's nicht! Beim Einkaufen merkt man die Lebenslust der Leute, die sich ihr schönstes Sommerkleidchen übergeworfen haben und Wassermelone und Grillkohle einmarkten. Alle sind freundlicher und ausgelassener. Warum nicht immer so?
2. Wir hatten eine sehr solide Wiederaufnahme vom "Zerbrochenen Krug" und meine wunderbare Kollegin hat ein tolles Debüt als Marthe hingelegt. Und das ohne wirkliche Proben - Chapeau!
3. Meine Schwester hat ein erstklassiges Ergebnis für eine Prüfung erhalten und einen weiteren wichtigen Grundstein für ihre Karriere als Grundschullehrerin gelegt. Das wurde mit Granatapfel Secco begossen.


Die Rechnung hier ist einfach:
1 x Glück = Glück
2 x Glück = Glücklicher


Sonntag, also eigentlich Samstag
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum". Sagte schon Nietzsche.


Tag 5 - Glück aus der Büchse (Musikedition)

1. The Prodigy zum Joggen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Und hoffentlich auch ein paar Extrakalorien.
2. Roald Dahls "Küsschen, Küsschen!" Hörbuch zur Mittagspause. (Ist jetzt streng genommen keine Musik, aber glücklich machen seine Geschichten trotzdem.)
3. Diese Powerhymne, die ich als mein Superhelden-Thema beanspruche, falls ich jemals beruflich umsatteln sollte. (An dieser Stelle auch einen lieben Gruß an meine Big Band Kollegen)



Der Sonntag meint es wörtlich, also genießt den Tag und denkt dran:
Sei immer du selbst. Außer du kannst Batman sein. Dann sei Batman!




Montag, also eigentlich Sonntag
Das Projekt "think positive - at least for one week" neigt sich langsam dem Ende. Vorletzter Nachbericht für diese Woche.

Tag 6 - Vor-/Während-/und Nachfreude

1. Vor(gestern) habe ich meinen Kurztrip mach London im September fix gebucht. Dort treffe ich meine ehemaligen Gasteltern aus den USA. Jolly good!
2. Während man ein köstliches vegetarisches Frühstück im herrlichsten Sonnenschein verspeist, lauscht und plauscht man mit einer guten Freundin, die man schon ewig nicht gesehen hat.
3. Nach einer intensiven Vorstellung (mit special guests) abends auf dem Balkon zu sitzen und sich bewusst zu sein, dass man genau das tut, was man beruflich immer tun wollte.
Plus: Meine Beine haben nach so viel Sonnenverwöhnung ENDLICH einen ganz leichten Teint bekommen. Von braun sind wir noch himmelweit entfernt, aber die kalkweiße Phase haben wir hinter uns.


Das Leben ist doch nicht so schlecht, nehme ich an.
In diesem Sinne: Euch allen einen glücklichen Start in die Woche!


Dienstag, also eigentlich Montag
Gestern war der letzte Tag dieses Glücksexperiments. Geschafft!
Versteht mich nicht falsch, ich finde diese Facebook-Challenges immer noch unnötig (und wehe, einer von euch lädt mich noch einmal dazu ein, Candy Crush Saga zu spielen!!), aber diese empfand ich gar nicht so als sinnfrei. Ich würde mich sogar dazu hinreißen lassen zu sagen, ich habe dabei echt etwas mitgenommen.

Tag 7 - Ein Fazit

Eine Woche Glück auf Rezept war eine schöne Sache, weil...

1. ... ich als Hobby-Pessimistin einen optimistischeren Blick auf die Dinge bekommen habe und ich mir diese Woche bewusst gemacht habe, was man alles hat und wie viel Glück darin steckt.
2. ... wenn man schon denkt, kann man auch gleich positiv denken.
3. ... täglich dreimal Glück den Alltag wirklich versüßt (jeweils nach dem Essen mit einem Schluck Wasser und nicht auf nüchternen Magen einzunehmen).

 
Wer sich diese Glückstherapie selbst verordnen möchte, dem stelle ich es sehr gerne frei, sich selbst dafür zu nominieren. (Wir sind ja schließlich schon alle erwachsene Leute...)


"Jeder ist seines Glückes Schmied." Ich werde das für die Zukunft öfter im Hinterkopf behalten und Augen und Ohren für mehr Glück im Alltag spitzen.
Glück auf! - heute und morgen






Montag, 4. Mai 2015

Mutter Courage / Eine Liebeserklärung - oder: "Merci, dass es Dich gibt"

 

 

Das geht raus an alle Mütter und die, die es noch werden wollen


Liebe Mutterbesitzer, (also Alle),


Es gibt wichtige Tage im Kalender, die man sich dick mit Rotstift anstreichen sollte. Dazu gehören Opas 80er Geburtstag, weil der nur einmal im Leben ansteht, Führerschein-bestanden-Tag, weil der optimalerweise nur einmal im Leben ansteht und Muttertag.

Ja, ich weiß, vor knapp drei Monaten noch Hasstiraden auf den armen Valentin prasseln lassen und jetzt Verfechter von alljährlicher Mutter Beweihräucherung. Aber im Gegensatz zu Schokoherzen macht ein liebes Wort an Muttern wirklich auch verdammt viel Sinn. Und warum? Weil sie es sich auch redlich verdient haben! Und zwar jeden Tag und nicht nur einmal im Jahr.

Zieht man mal kurz Bilanz, was Mama alles schon für dich getan hat und vor allem noch tun wird in deinem so hoffentlich langem Leben, dann ist eine halbherzige Grußkarte, "weil man das halt so macht", zwar nett gedacht, aber wohl eigentlich eher nicht mal der Rede wert.

Wenn man bedenkt, wie viele Geburtstagskuchen sie für dich gebacken hat, Pflaster auf deine geschundenen Knie geklebt hat, wie oft sie deine Tränen weggeküsst und deine Hand gehalten hat, als du laufen und lieben gelernt hast. Wie gerne sie sich für dich geschämt hat und mit Stolz geschwellter Brust "Ja!" zu dir gesagt hat, mit allem, was du bist und allem, was du (nicht) hast. Wenn man DAS ALLES bedenkt, solltest du anfangen und ihr eine drei Meter hohe Statue von ihr im Vorgarten errichten. DAS wäre mal angebracht. Das will allerdings auch keiner und schon mal gar nicht Sie. Ihr reicht dein Glück und ein "Ja, mach' ich, Mama!"

Mütter sind die Fleisch gewordene Nächstenliebe. Oder die wohl schönste Form des Wahnsinns.

Wer fährt schon gerne neun Monate lang eine Hormonachterbahn der höchsten Güte, inklusive Übelkeit, Gewichtszunahme im biblischen Ausmaß (klar, nicht alle, aber möglich immerhin!!), um dann am Endbindungstag unter den Anfeuerungsrufen des Partners die "no pain no gain" - Schmerzen durchzuhalten, ohne Garantie, ob sich das kleine Wesen, das sich seinen Weg in die Welt bahnt, als Typus "Gutmensch" ab Geburtsstunde 0 oder Sorgenkind auf Lebenszeit entpuppt. Eine Mutter würde dazu nur sagen: "Hauptsache: gesund!"

Und das ist das faszinierende und wunderbare an Müttern. Es ist alles egal. Wie groß, dick, dünn, lang oder kurz du geraten bist. Was du alles an Chancen genutzt und vor allem nicht genutzt hast. Mama ist da und wird immer da sein. Und sie liebt und nimmt dich so an, wie du bist. Und jetzt denk' nochmal ganz scharf nach, ob du mit Fug und Recht behaupten kannst, es gibt noch einmal einen Menschen auf der Welt, von dem du all das eben Genannte sagen kannst.

Deswegen ist dieser Tag im Mai eine gute Institution und sollte als Denkmal für uns alle gelten, die zu gerne vergessen, dass es zwar selbstverständlich für Mütter ist, Mütter zu sein. Aber dass es nicht selbstverständlich für uns ist, eine so unerschöpfliche Großherzigkeit täglich zu bekommen. Einfach so.

Immerhin einmal im Jahr hat man die Gelegenheit, ohne jeden Scham und jegliche Angst vor "Coolness"-Verlust sagen zu können: "Danke Mama, ich hab dich lieb'!" Und diese Chance sollte jeder nutzen. Und das eigentlich gestern schon.



Ich werde jetzt die beste Mama der Welt anrufen und ihr sagen, wie gern ich sie habe. Und ihr solltet das Gleiche tun.









Donnerstag, 19. März 2015

"Was für eine Tort(o)ur!" - oder: Home is where the hotel room is





Liebe Weltenbummler und Teilzeitreisende,


wir schreiben den 15. März 2015, Sonntag, 23:00 Uhr, Hamburg Altona. Ich komme mit zwei Händen voll Gepäck an der meinigen Adresse an (aus Datenschutzgründen darf diese hier nicht genannt werden), suche leicht schwindelig meinen Nachnamen bei den Klingelschildern, hole mit dem Zeigefinger aus und klingele bei mir im ersten Stock. Anmerkung: Ich lebe seit einem Jahr glücklich in einer WG mit einem Klavier und einer Ukulele zusammen in unserem 2-Zimmer-Palast. Ich fühle mich sehr wohl da. Was ich damit sagen will: Ich habe gerade bei mir zu Hause geklingelt und gewartet, dass ich mir selber die Tür öffne. Blöd nur, dass ich draußen stand. Gott sei Dank mit Schlüssel und anscheinend mit einem erheblichen Sprung in der Schüssel. 

Aber ich glaube, meine kurzzeitige geistige Umnachtung kann nur einen plausiblen Grund haben. Nämlich die Tatsache, dass ich für knapp drei Monate fast täglich meine Behausung gewechselt habe. Keine Sorge, obdachlos bin ich ganz und gar nicht. Es ist ein akuter Zustand, der bei jedem zweiten Künstler mindestens einmal im Arbeitsleben auftritt. Darstellerdasein in einer Tourproduktion.

Um es den Kollegen, die an festen Theaterhäusern engagiert sind, und den anderen Normalsterblichen zu verbildlichen, was das Tourleben so mit sich bringt, hier ein kleiner Einblick in den ganz normalen, tagtäglichen Wahnsinn:

08:10 Uhr 
Wir Darsteller kommen ja meist nicht aus der gleichen Stadt, noch nicht einmal aus dem gleichen Bundesland. Nein, wir karren alle aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen an einen besagten Aufführungsort. Besagter Aufführungsort befindet sich meistens nicht um die Ecke, also heißt es "Morgenstund' hat Blei im Mund" und frisch um acht Uhr in die Morgen-Rush-Hour durch Hamburg gen sonstwo. Natürlich wird uns ein Wagen gestellt und natürlich fährt einer der Schauspieler. Vielleicht drei, gerne aber auch mal fünf Stunden bis zum Ziel. Alternativ kann man auch den Nachtbus nehmen und taufrisch etliche Stunden zu früh an Ort und Stelle sein. Kaffee nicht mit inbegriffen.

12:55 Uhr 
Wir sind gut durchgekommen, inklusive einer obligatorischen Pipi-Pause und jetzt, zwei Stunden vor Showbeginn, stehen wir pünktlich auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Soundcheck und Bühnenbesichtigung. Das dauert mit etwas Übung gute 15 Minuten. Dann kann man sich noch knappe eineinhalb Stunden langweilen. Die Damen schminken sich immerhin, um die Zeit zu überbrücken, die Herren schlagen Zeit tot, indem sie rauchen, essen, rauchen, Whats App Nachrichten versenden, Facebook nach dem Sinn des Lebens durchforsten, rauchen.

15:03 Uhr 
Vorstellungsbeginn. Aufregung pur. Man hat's ja erst 47 mal gespielt. Pluspunkt: Heute keine Doppelshow. Da kann man sein ganzes Herzblut auf einmal rauslassen.

17:10 Uhr 
Vorstellung vorbei, mit viel Spaß und einem tollen Publikum. Autogrammstunde und Fotos sind auch erledigt. Feierabend. Also fast. Jetzt noch abschminken, Kostüme ins Auto räumen und dieses zum nächsten Hotel auf der Übernachtungsliste fahren. Selbst.Verständlich.

18:35 Uhr 
Immernoch unterwegs und die obligatorische Frage in den Raum geworfen: Essen gehen oder etwas aus dem Supermarkt holen. Dabei sind mehrere Faktoren entscheidend:
1. Hat die Ortschaft, wo wir nächtigen genug Einwohner, um sich ein eigenes Esslokal zu leisten?
2. Wenn ja, welche internationale Küche wird kredenzt und hat man schon wieder Bock auf Pizza?
3. Wie viel Geld habe ich eigentlich noch?
Meistens entscheiden wir uns aufrgrund von Punkt 3 für die Supermarkt-Variante und es geht auf die Suche nach einem bestimmten Discounter, der sich wirklich lohnt, weil es da so tolle Fertigsalate gibt. 

19:40 Uhr 
Gewünschter Discounter gefunden. Leider nicht mehr genügend Salate da für eine anständige Salatparty. Leider kein Einzelfall, weil es wirklich tolle Fertigsalate sind. Naja, dann zur Abwechslung mal wieder ein Laugenbrötchen mit Kräuterquark, eine Banane, Kirschtomaten und Äpfel. Das hatte ich ja bestimmt schon zwei Tage nicht mehr gegessen... Und ich esse das wirklich gerne und nicht nur weil es handlich und Tour taugliche Nahrung ist. Aber heute gönne ich mir mal ausnahmsweise was. Eine Tafel Schoki und Studentenfutter. Sündentag!

20:14 Uhr 
Ankunft am Hotel und pünktlich zur Primetime die tägliche Diskussion, wer mit wem ins Doppelzimmer geht. Die Herren sind zu zweit und haben damit keine große Auswahlmöglichkeit. Es heißt wieder: Damenwahl. Es wird eine Konstellation schlussendlich gefunden, ein Zimmer zum Wohn-/Esszimmer erkoren und dann wird zusammen im Schlafanzug diniert. Groß auspacken lohnt ja sowieso nicht, man bleibt ja eh nur für eine Nacht. Es wird viel gelacht, geschwatzt, gegenseitig am Essen schnabuliert und über den Bachelor oder das Dschungelcamp diskutiert, was leise im Hintergrund mitläuft. Wie schön, dass wir alle so gesellig sind und uns so gut verstehen. Da wird so ziemlich alles mit Humor genommen und sich gegenseitig die Taschentücher gereicht, falls es dann doch mal reicht. Insider gibt es zuhauf, es wird im Gestern geschwelgt, man lässt das Heute Revue passieren und schmiedet Pläne für morgen. Hier und da ein Lied geträllert, weil wir ja nie genug von der Kunst kriegen können und weil wir uns und den Moment genießen wollen... Es schweißt schon sehr zusammen.

01:34 Uhr 
Es ist wieder mal spät geworden. Die letzten Nachteulen verlassen das Partyzimmer und lesen vielleicht noch ein Kapitel auf ihrem Kindle. Dann wird aber auch geschlafen. Schließlich geht die Reise morgen früh ja schon weiter. Auf, zur nächsten Vorstellung, an einem anderen Ort. Aber erstmal um halb zehn frühstücken. Wer weiß, vielleicht gibt es dieses Mal sogar ein Frühstücksei. Das wäre mal was!





Samstag, 28. Februar 2015

Tanz dich frei mit Foxtrott!



Gestatten Sie?

 

Liebe Tanzmuffel und Bewegungshorsts,


dumm rumstehen und im Takt nicken war gestern.

Nicht nur das weibliche Geschlecht schätzt ein bisschen Taktgefühl und es ist noch kein Fred Astaire vom Himmel gefallen. Eine Bewegungsrevolution in den örtlichen Discotheken ist sowieso schon längst überfällig und von nervigem "von-hinten-ranbaggern" hat zumindest Frau die Nase ziemlich voll.

Der klassische Foxtrott gehört zu den beliebtesten Tanzrichtungen und ist vielseitig einsetzbar. So macht der etwas jugendlichere Disco Fox nicht nur alle Helene Fischer Songs erträglich. Wer es ruhiger angehen will, wählt eher einen Slow Foxtrott. Slow, aber dafür umso mehr Flow.

Also, warum sich nicht ein paar frische Dance Moves draufschaffen, und die Damenwelt nicht nur am Abschlussball beeindrucken?

Wer nicht das nötige Kleingeld für einen Basic Foxtrott Kurs über hat, der soll nicht verzagen. Abhilfe schafft dieses YouTube Juwel, komplett mit Grundschritten und Live Musik!
Und den "Twist" gibt es als Extra noch obendrauf, beziehungsweise hintendran.

 


Viel Spaß beim Tanzbein-Schwingen!








P.S.: Frische tanzbare Foxtrott-Songs zum Üben gibt es regelmäßig hier oder auf facebook!




Samstag, 21. Februar 2015

"Was'n das für 'ne Pfeife?" - oder: Céline Dion klang nie schlimmer

 

 

Liebe Musikfreunde, 


noch ein knapper Monat bis zum offiziellen Frühlingsanfang. Die Sonne wärmt schon zaghaft die Wangen, man bekommt Lust, ein Eis zu schlecken und überall spitzen die Krokusse vorsichtig aus der Erde. Es könnte so schön sein, das Frühlingserwachen.
Aber es sprießen auch noch andere Gewächse, ein Unkraut, in Klein - und Großstädten, eine regelrechte Plage. Es ist die Zeit des Jahres, wo sie zurückkehren wie Zugvögel aus den warmen Überwinterungsgebieten im Süden.

Wochenende in einer fränkischen Metropole. Man war lange nicht hier, lecker Klöße von Mama und anschließend ein kleiner Schaufenster-Bummel in der Innenstadt. Und da, eine altbekannte Melodie, die die Menschenmenge durchbricht. Meine Freude hält sich in Grenzen. Ich weiß, was jetzt kommt. 
Wir erreichen den Marktplatz und da stehen sie. Ponchotragende Indianer, die mit ihrem Panflöten-Gedudel einen Umkreis von drei Kilometern beschallen. Und immer, aber auch immer spielen sie "My heart will go on" von Céline Dion. Oder "What a wonderful world" von Louis Armstrong, was noch viel schlimmer ist. Ich meine, "Titanic" und der dazugehörige Soundtrack ist von jeher nicht mein Favorit gewesen (und da wird sogar Panflöte gespielt), aber Louis Armstrong?! AAAAHHHH! 

Generell zerstört die Panflöte jedes Lied, egal welches Genre, welche Epoche, ob Meisterwerk oder Mittelmaß, JEDES Lied! Die würde es sogar schaffen, Queen wie eine Lachnummer wirken zu lassen. 

Gut, man kann Zuflucht im naheliegenden Buchladen finden und vor der Lärmbelastigung vorübergehendes Asyl erhalten. Es stellen sich mir aber trotzdem immer die selben Fragen, wenn ich diese (Achtung: Wortwitz!) Pfeifen sehe.

1. Wo kommen die eigentlich her?
    Vor allem, weil das immer die gleichen Leute zu sein scheinen. Das ist in jeder Stadt immer die selbe Truppe. Immer drei bis vier Menschen, die mit Mikrofon ausgestattet die Bevölkerung mit dem ein und dem selben Lied belästigen. Womit sich folgende Frage gleich anschließt:

2. Wie kommen die so schnell von einer Stadt zur nächsten?
    Angenommen, das sind wirklich immer die gleichen drei bis vier Menschen, wie reisen die so schnell mit ihren Panflöten von A nach B? Haben die einen Special Deal mit einer Fluggesellschaft und warum sind die immer in der Stadt, wo ich mich gerade zur selben Zeit aufhalte? Haben wir eine magische Anziehungskraft? Ist es ein Fluch, der auf mir liegt? Sind es am Ende doch Klone und was haben die Illuminaten damit zu tun? Und...

3. Wer zur Hölle kauft diese CDs?
    Anders gefragt: Gibt es auf dieser Welt nur einen Menschen, der ernsthaft gerne die Panflöten-Version von "My heart will go on" hört? Gibt es nur einen Menschen, der nicht innerlich tot ist, der sich ernsthaft ein ganzes "Best Of: Panflöte"- Album von denen mitnimmt und das in seiner Freizeit auflegt?



Ich würde es wirklich gerne wissen. 




P.S.: Infos und Hilfe unter www.anonyme-panfloeten.de

"Pas de un" - oder: Ein guter Tag zum Tanzen

 

 

nach einer wahren Begebenheit


Es ist 4 Uhr früh. Ich komme von einer mehr oder weniger durchzechten Nacht nach Hause.
Ich war tanzen. Allein. Mit mir selbst.

Man kennt das: Samstag Abend und alle Kollegen und Freunde sind anderweitig beschäftigt. Das Wetter lädt auch nicht gerade zum Ausgehen ein (Hamburg halt). Und trotzdem. Ich kann mir doch selbst kein Hausarrest aufbrummen, nur weil ich keine Feierbegleitung habe.

Überwinde die Trägheit, raff dich auf. Nix hier mit Sitzfleisch ansetzen!
Stattdessen: Richte dein hübsches Gesicht, ziehe dir was nettes über und schwing deinen Knackarsch in das nächstbeste Tanzlokal. Dieser Luxuskörper braucht Auslauf!

Zugegeben: Zunächst weiß man nicht so recht, was man mit sich anfangen soll. Große Selbstgespräche kannst du hier nicht führen (schon allein, weil die Musik so laut ist). Also erstmal an die Bar und ein Bier gezischt.
Unabdingbar für das Solo-Tanz-Vergnügen: Gute, tanzbare Musik. Und dieser Schuppen haut einen Hammer nach dem nächsten raus. Ich bin noch etwas zögerlich und groove gemächlich am Tanzflächenrand vor mich hin. Doch das Bier zeigt schnell seine Selbstbewusstsein steigernde Wirkung und ich tummele mich wenig später in der Mitte der Tanzfläche unter allen Tanzwütigen und mach' mein Ding.Das könnte eigentlich das Motto dieses Abends sein. "Scheiß' drauf, ich kann's auch allein!"

Klar, in Gesellschaft von Freunden ist es natürlich ein noch größeres Fest, sich ab zu feiern, aber es funktioniert eben auch so. Und das ist eine wunderbare Erkenntnis.
Ich bewege mich frei ohne "Ich würde gerne mal eine rauchen. Gehst du mit?", wenn gerade der beste Track gespielt wird und du natürlich als gute Freundin etwas zähneknirschend mitgehst.
Genauso erhöhen sich die Chancen auf einen kleinen Flirt oder leichter angesprochen zu werden, wenn man nicht als Wolfsrudel auftritt. Die Garantie, dass dann auch was Annehmbares dabei ist (von Prinz Charming ganz zu schweigen) ist natürlich nicht gegeben, aber darum geht's ja auch in erster Linie gar nicht.
Und wenn du schließlich Heim gehen willst, dann gehst du Heim, ohne Diskussion "Warum denn jetzt schon?" oder Gewissensbisse.

Und so war es auch. Ich tanzte und tanzte mir die Seele aus dem Leib. Kurze Pause, noch ein Bier, zwei, drei potenzielle Flirtkandidaten, die sich als Flop rausstellten, "Egal", wieder tanzen.
Um halb vier dann die Erkenntnis: "War toll, bin müde, ab nach Hause."

Ich lief durch ein menschenleeres Hamburg und fühlte mich wunderbar. Ich bin jung, frei und habe nur dieses Leben. Warum sollte man dann am Samstag Abend zu Hause sitzen?

Sich selbst auf ein Bier einladen und mit sich selbst das Tanzbeinschwingen ist eine schöne Sache und ich kann nur jedem zur Nachahmung raten.

Das nächste Mal nehme ich aber wieder meine Freunde mit.




Donnerstag, 12. Februar 2015

Das Fest der Liebe - oder: "Ja, is' denn scho wieder Weihnachten?"



Hallo liebe Liebenden!


Alle Jahre wieder... 14. Februar, Valentinstag. 24 h - Romantik Flatrate für die einen, ein Tag Hölle auf Erden für die anderen. Je nachdem für welches Team man spielt.

Mir als zynische Singlefrau zaubert es jedesmal ein Rümpfen auf die Nase, wenn mich mein Fernseher (oder/und das Radio oder/und das Internet) an dieses besagte Datum erinnert. Leider macht das die Wirtschaft mittels Werbung ziemlich oft, damit auch fleißig Schokoherzen und Blumensträuße eingemarktet werden. Leider macht sie das auch schon gefühlte vier Wochen vor besagtem Datum, damit auch jeder ziemlich oft Gelegenheit hat, fleißig Schokoherzen und Blumensträuße einzumarkten.

Versteht mich nicht falsch. Das soll keine Hasstirade auf Kerzen und Pralinen werden. Im Gegenteil: Ich liebe Schokolade und Blumen! Nein, ernsthaft. Wie oft sagt man sich denn gegenseitig, wie glücklich man sich schätzen darf, ein Gegenüber zu haben und wie wichtig ein Mensch für jemanden ist? Beziehungsweise wie oft vergisst man es in der Hektik des Alltags?  Und auf die Gefahr hin, dass es jetzt kitschig klingen mag. Aber es ist nun mal dieses Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, diese drei kleinen Worte, die die Welt bedeuten. LIEBE, Leute! Love is all you need!

Aber ich kann es nun mal auf den Tod nicht ausstehen, wenn mir mein Fernsehgerät den Eindruck vermittelt, ich wäre als Nicht-Pärchen ein Mensch zweiter Klasse, ein zu bemittleidenswürdiges Etwas, ein unvollständiges Puzzle und das nur, weil ich keine Schokoherzen für jemanden kaufe am Valentinstag.

Wir feiern alle möglichen Feste an bestimmten Feiertagen. Es gibt den Mutter - und Vatertag, Weltfrauentag, es gibt den Tag der verlorenen Socken (kein Scherz: 09. Mai), Tag der Jogginghose, aber keinen Festtag, an dem wir diese fabelhaften Singles rund um den Globus feiern?!
Wenn ich mich für meine befreundeten, mehr oder weniger glücklichen Pärchen am 14. Februar mitfreuen soll, wieso dann auch nicht umgekehrt? Gleiches Recht für Alle.

Bis diese Forderungen in reele Reformen umgesetzt werden, müssen wir uns eben wappnen, um den Feiertag, dessen Name nicht genannt werden darf, möglichst schadfrei zu überstehen.


1. Dickes Fell zulegen
    Absolut wichtig: Mental auf Romantikattacken seitens befreundeter Pärchen vorbereiten. Kommentare, wie "Wir gehen dann schick essen und ich dekoriere als Überraschung das Bett mit roten Rosen" einfach abprallen lassen. Alles andere an Emotionspolster mit Schokolade anfressen.

2. Samantha-Jones-Mantra
    "Ich bin Single und fabelhaft."  Diesen Satz mehrmals und mit voller Überzeugeung vor dem Spiegel wiederholen. Wenn nach fünf Minuten keine deutliche Selbstbewusstseinssteigerung eintritt, Weinflasche öffnen, ein Glas genüßlich exen und nochmal wiederholen.

3. Sich selbst feiern
    Beyoncés "Single Ladies" in Dauerschleife und voller Lautstärke hören und mit Stolz geschwellter  Brust mitgrölen. Gut kombinierbar mit Schritt 2.
Advanced: Lerne den Text und/oder die Choreo zum Song. Das killt gut und gerne mal drei Stunden, man ist wunderbar abgelenkt, Fitness hat man auch gemacht und der Tag ist schneller rum.

4. Gleichgesinnte um sich scharen
    Versammele deine fabelhaften Single Ladies und Gents um dich. Lasst Valentin und seine Crew ihr Ding machen und ihr macht eben eures. Romantisches Candle Light Dinner geht auch mit dem besten Freund oder Mama. Ganz frei nach dem Motto: "Zusammen ist man weniger allein" 


Falls das keine Abhilfe schaffen sollte, immer daran denken: Auch dieser Tag hat nur 24 Stunden und auch der geht irgendwann vorbei.

Und liebe Pärchen und frisch Verliebte: Sei euch dieser Tag von Herzen gegönnt. Es kommen ja auch wieder andere...

Liebe, Liebe, Liebe!



Mittwoch, 11. Februar 2015

Bock auf Blog - oder: Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss

Sehr verehrte Damen und Herren der geschriebenen Kurzunterhaltung,

liebe Internetgemeinde,


hier ist nun nach mehr oder weniger langem Hin- und Herüberlegen auch mein Versuch eines persönlichen Gedankenausstausches mit der viralen Menschheit da draußen.

Schon mal eins vorweg: Hier werden garantiert keine weltbewegenden Schlüsse gezogen und das Rad nicht neu erfunden. Ein kleiner, aber feiner Mix aus Musik, Essen und Alltagsphilosophie, Blödsinn, Fotografie und dem täglichen Wahnsinn. Kurz: ein kunterbunter Mischmasch "Alles und Nichts".

Ich bin selbst gespannt, wohin die Reise mich führt. Die Koffer sind gepackt und ich habe großen Appetit auf Horizonterweiterung.

Der Fuchs geht um... let's go!